PORTRAIT ALPTHAL
Die Gemeinde Alpthal gehört zum Bezirk Schwyz, obwohl sie verkehrstechnisch nur vom Bezirk Einsiedeln her erschlossen ist. Das Gemeindegebiet erstreckt sich ab 5 km südlich des Dorfes Einsiedeln bis zu den Felsen der Mythen und auf beiden Talseiten bis auf die Höhenzüge
Das Dorf Alpthal befindet sich auf 1000 m und die Fraktion Brunni auf 1100 m über Meer. Der tiefste Punkt der Gemeinde mit 950 m liegt im Eigen (Bezirksgrenze) und der höchste Punkt mit1656 m beim Furggelenstock auf der rechten Talseite.
Die Felspyramiden der Mythen gehören vollständig zur Gemeinde Schwyz(!)
Die Gesamtfläche der Gemeinde beträgt 2291 ha, davon bestehen rund 47 % aus Wald und nur etwa 16 % aus Kulturland.
Erklärung zum Wappen
Erklärung zum Wappen
Das rote Feld oben mit dem Schwyzerkreuz erklärt die Zugehörigkeit zum Bezirk Schwyz. Das grüne Feld unten weist auf den Haupterwerb der (damaligen) Bevölkerung hin, die Land- und Forstwirtschaft. Die weisse Wellenlinie zwischen den beiden Feldern symbolisiert den Fluss Alp, welcher das ganze Tal von Süd nach Nord durchfliesst und dem Tal und der Gemeinde den Namen gibt.
Urgeschichte
Der Gemeindenamen
Der Name Alpthal („Albetal“) wird erstmals im Jahre 1018 erwähnt. Mit dieser Benennung ist allerdings die ganze Talschaft von Einsiedeln bis zu den Mythen gemeint. Kaiser Heinrich II. verschrieb damals dem Abte Wirand in Einsiedeln und seinem Stifte „alles Land bis zur Quelle des Flüsschens, welches Alba (Alp) heisst, mit dem benachbarten Thale Albetal“.
Der Kampf ums Alpthal
Ab Beginn des 12. Jahrhunderts bis zum Morgartenkrieg (1315) wütete ein eigentlicher Kampf zwischen den „freien“ Schwyzern und dem Kloster Einsiedeln um das Tal der Alp (und der Sihl). Die Schwyzer fanden sich nicht damit ab, dass die Weiden des Alptales nicht mehr wie seit „Urzeiten“ durch sie genutzt werden konnten. Die rund 200 Jahre dauernden Streitereien wurden begleitet von Entführungen und Geiselnahme von Patres aus dem Kloster Einsiedeln durch die Schwyzer und als Folge dessen von Exkommunikationen der Schwyzer durch den Papst.
1350 konnte unter Abt Thuring von Disentis schliesslich eine Einigung über die endgültigen und heute bestehenden Grenzen zwischen der Gemeinde Alpthal (Bezirk Schwyz) und dem Bezirk Einsiedeln erreicht werden. Aus diesen Ereignissen dürfte sich der Name der Liegenschaft „Chriegmatt“ an der Gemeinde / Bezirksgrenze ableiten lassen.
Als Bevollmächtigter des apostolischen Stuhles sprach Bischof Ulrich von Konstanz dann die Leute von Schwyz und ihre Verbündeten vom Banne los. Als Busse musste allerdings jede erwachsene Person zwischen 12 bis 70 Jahren innert Jahresfrist entweder nach Einsiedeln wallfahren, oder den Armen 100 Mahlzeiten spenden, oder 5000 Vaterunser und Ave Maria andächtig beten.
Entstehungsgeschichte Gemeinde
Wegen des beachtlichen Wachstums der Bevölkerung in Alpthal und des weiten Weges zur Pfarrkirche Schwyz erlaubten im Jahre 1690 die „hohe Regierung zu Schwyz“ und der hochwürdigste Bischof den Bewohnern von Alpthal, eine Kaplaneipfrund zu errichten und „bei einer schönen Quelle“ eine Kapelle und Pfrundhaus zu bauen. Die erste Kapelle war der heiligen Familie geweiht.
Dem Gesuch im Jahre 1789 um Einweihung der Filialkirche wurde allerdings vom bischöflichen Ordinariat in Konstanz noch nicht entsprochen. Erst 1797 wurde dann die Filialkirche Alpthal vom Generalvikar des Bischofs von Konstanz zu Ehren der heiligen Apollonia eingeweiht und erhielt das Tauf- und Begräbnisrecht.
Als „besonderer Kirchgang“ (und damit faktisch als eigene Gemeinde) wird Alpthal das erste Mal im Entwurf der inneren Verfassung des Kantons Schwyz vom 5. Jan. 1804 aufgeführt und seither auch mit den „einschlägigen Verordnungen, Mandaten und Ankündigungen“ bedient.
Die eigentliche Errichtungsurkunde der Pfarrei (Gemeinde) Alpthal datiert vom 4. April 1805. Die örtliche Abgrenzung der Filialkirche Alpthal von der Mutterkirche Schwyz wird mit der „Schneeschmelz-Scheide“ umschrieben.
Zur Pfarrei Alpthal gehörend werden damals der Ort „Alpthal“ mit 11 Häusern, der Ort „Brunni“ mit 11 Häusern und der Ort „Eigen“ mit 10 Häusern samt allen Einwohnern gezählt. Der damalige Kuratkaplan Jakob Michael Herzog wurde auch verpflichtet, „Schule zu halten“. Um 1820 zählt die Filialgemeinde Alpthal 260 Einwohner.
Das 19. Jahrhundert
Vorgeschichte zum Bundesstaat
Mit der Kantonsverfassung von 1833 werden selbstständige Gemeinden errichtet. Zum ersten Gemeindepräsident der Gemeinde Alpthal wird gewählt: Josef Meinrad Schorno vom Eigen, zum ersten Gemeindeschreiber: Josef Maria Steiner. Als zweiter Gemeindepräsident folgt 1836 Josef Martin Ulrich vom Brunni und als dritter 1839 Josef Anton Steiner.
Die Entwicklung im Bundesstaat
Mit der Gründung des heutigen Bundesstaates im Jahre 1848 wird das „Eigenleben“ der kleinen Gemeinde durch das übergeordnete Recht abgelöst und es beginnt eine neue Entwicklung.
Als 4. Gemeindepräsident und als erster unter der neuen Bundesverfassung amtet Josef Marzell Schuler vom Rössli.
Nach Einführung der obligatorischen und unentgeltlichen Schulpflicht in der Schweiz gestattet der Regierungsrat im Jahre 1851 der Gemeinde die Führung der Halbtagesschule.
1867 kommt durch Vermittlung des damaligen Schulinspektors die erste Menzinger Lehrschwester nach Alpthal und damit gerät das Schulwesen erstmals in etwas ruhigere und beständigere Bahnen (1985 verlässt die letzte Menzinger Lehrschwester die Gemeinde).
1875 wird im „Rössli“ die erste Postablagestelle eröffnet und im Jahre 1877 in den „Neuen Sternen“ verlegt. Im Erdgeschoss des „Restaurant Sternen“ wird dann bis zum Bau des heutigen Posthauses im Jahre 1973 die Poststelle Alpthal geführt.
1880 zählt die Gemeinde Alpthal nach den Daten der Volkszählung: 62 bewohnte Häuser mit 71 Haushaltungen und 404 Einwohner.
Das 20. Jahrhundert
Eine Postautofahrt im tiefsten Winter:
... Vorne am Fahrzeug wurde im Winter ein Schneepflug aus Holz montiert. Wenn es nicht mehr vorwärts ging, musste zur immer mitgeführten Schaufel gegriffen werden. So ist beispielsweise Baptist Holdener an einem „struben“ Wintertag morgens um halb acht Uhr in Alpthal weggefahren und erst gegen 16.00 Uhr wieder von Einsiedeln zurückgekehrt.
Aus Postinspektionsbericht von 1913:
„Die Bürotüre ist nicht mit Eisenblech beschlagen. Auch ist der Poststempel und die Kassa über Nacht ins Schlafzimmer mitzunehmen.“
Öffentliche und touristische Verkehrsmittel
1908 wird Julius Holdener von Einsiedeln gemäss Postführungsvertrag verpflichtet, mit der einspännigen „Rösslipost“ täglich eine Fahrt von Einsiedeln nach Alpthal und zurück zu unternehmen. Pro Fahrt wird mit etwa 50 Minuten gerechnet und der Fahrpreis beträgt 90 Rappen.
1928 fährt erstmals kursmässig ein Postauto. Die ersten Postautos waren ein „Chandler“, ein gewaltiger „Packard“ und ein „Stutz“ (8-Plätzer). Hinten am Wagen war ein Behälter montiert, in welchem das Postgut mitgeführt wurde.
1956 wird der Postautodienst von Emil Kälin übernommen und mit zwei Postautos mit je rund 24 Plätzen geführt, eines davon mit offenem Faltdach und zum Lastwagen umbaubar.
1948 wird am rechten Ufer des Gspaabaches die 1943 für den Warentransport erstellte Luftseilbahn auf die Holzegg umgebaut und die Konzession für eine Personen-Seilbahn erteilt. 1959 wird die Seilbahn auf die Holzegg am heutigen Standort neu gebaut.
1965-1980 erfolgt die Erschliessung der Skigebiete im Mythengebiet mit folgenden auf Alpthaler Gemeindegebiet liegenden Skiliften: „Brunni“, „Brunni-Haggenegg“, „Holzegg“, „Zwäcken“ und „Brünnelistock“.
Infrastruktur
Elektrizität
1951 wird eine Elektro-Genossenschaft gegründet und als Folge können bis Ende 1952 fast alle Heimwesen in Alpthal mit elektrischem Strom versorgt werden. Die Stromzufuhr erfolgt durch die CKW bzw. EWS (Elektrizitätswerk Schwyz) von Schwyzer her über die Haggenegg. Vorher bestand nur eine örtliche Stromversorgung im Dorf vor allem im Umfeld der Sägereien.
Tiefkühlanlage
1958 wird im Untergeschoss des Schulhauses eine Tiefkühlanlage erstellt, in welcher von den Einwohnern Tiefkühlfächer verschiedenster Grössen gemietet werden können. Die Anlage versieht ihren Dienst während 40 Jahren und wird dann wegen der Konkurrenz durch die Tiefkühltruhen in den Privathaushalten und „Altersprobleme“ 1998 wieder abgebrochen.
Abfall
1959 erfolgt erstmals die offizielle wöchentliche Sammlung der Haushaltabfälle mit einem kleinen Fahrzeug-Anhänger. Mit dem damals noch „problemlosen“ Hausabfall werden Geländemulden aufgefüllt. 1973 tritt die Gemeinde dem Zweckverband für die Kehrichtbeseitigung im Linthgebiet bei und damit beginnt auch die Zeit der „ordentlichen“ Abfallentsorgung in der Kehrichtverbrennungsanlage.
Trinkwasserversorgung
1975 beginnt der Ausbau der heutigen Gemeinde-Wasserversorgung. Mit der sehr ertragreichen Quelle im „Langwald“ kann das ganze Dorf und fast die ganze Umgebung südlich bis zur Stöcken und nördlich bis zur Gemeindegrenze versorgt werden. Die Wasserversorgung im Brunni dagegen erfolgt durch private Wasserversorgungen.
Abwasser
1980 beginnt die Zeit der geordneten Abwasserentsorgung. Vom Brunni bis zur Gemeindegrenze zu Einsiedeln wird das Abwasser im Trennsystem (Meteor-/Schmutzwasser) geführt und das Schmutzwasser der Abwasser-Reinigungsanlage des Bezirkes Einsiedeln zugeführt.